Leerstands- und Einzugsperformance in der Neustadt

Unter dem Motto „Leerstand – Karitative Praxis in Zeiten von Wohnungsnot“ wurde am Freitag, den 15.12.2023, um 11 Uhr von einer Neustädter Initiative zu einer Protestaktion vor dem ehemaligen Alten- und Pflegeheim am Kirchweg/Ecke Gastfeldstr. eingeladen.

Das gut erhaltene Gebäude aus den 70 er Jahren steht seit März 2023 leer, nachdem der private Betreiber des ehemaligen Alten- und Pflegeeinrichtung Anfang des Jahres in Insolvenz ging und über 100 alte und pflegebedürftige Menschen kurzfristig in anderen Einrichtungen untergebracht werden mussten. Der Wohnraum ist sofort bezugsfertig.

Um Frostschäden an dem Gebäude zu vermeiden, muss das Haus beheizt werden, auch wird von dem Eigentümer (der Inneren Mission Bremen), eine Sicherheitsfirma bezahlt, die Vandalismus verhindern soll.

Wohnraum in Bremen ist knapp und Mieten werden immer teurer. Von Immobilienspekulanten wird der Charakter von Wohnraum als Ware, aus der möglichst hohe Profit gezogen werden, voran getrieben.

Während zurzeit in Bremen über 600 Menschen auf der Straße leben und Geflüchtete auf engen Raum in Turn- und Leichtbauhallen auf engen Raum eingepfercht werden, ist der Leerstand am Kirchweg nicht akzeptabel. Wohnen ist ein Menschenrecht. Eine eigene Wohnung ermöglicht Privatsphäre, Schutz vor Witterung und bietet Sicherheit.

Die Innere Mission setzt sich mit eigenen Beratungs- und Unterbringungsmöglichkeiten für Obdachlose wie die Notübernachtungen am Rembertiring und in der Abbentorstraße (siehe hier) und ihrer Beteiligung im „BremerAktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen“ ein (siehe hier).

Den Beteiligten der Protestaktion am Freitag ist deshalb vollständig unverständlich, warum die Verantwortlichen der Immobilie der inneren Mission nach 9 Monaten nicht auf den großen Bedarf an gemeinschaftlich genutzten Wohnraum von Genossenschaften und Wohnungsinitiativen in der Neustadt reagieren. Der Bedarf an gemeinschaftlich genutzten solidarischen Wohnprojekten und Ideen möglicher Realisierung wurde schon vor Jahren, bei der Auseinandersetzung um die Folgenutzung des Hachez-Geländes und Bildung der Bürgerinitiative Schokotopia deutlich: https://schokotopia-bremen.info/

Die bei der Protestaktion anwesenden 3 Verantwortlichen der Inneren Mission betonten, das eine eigenständige soziale Folgenutzung durch die Innere Mission geprüft werde und sie auch für eine soziale Zwischennutzung und Ideen gesprächsbereit und der Altbau keineswegs eine „Schrottimobilie“ sei. Der notwendige Sanierungsbedarf müsse jedoch vorab von Fachleuten analysiert und der finanzielle Aufwand bewertet werden. Für die monatelange Untätigkeit wurde von Ihnen u.a. das fehlende Engagement des im Mai 2023 gewählten Bremer Senates verantwortlich gemacht.

Bleibt zu hoffen, das die Berichte der anwesenden JournalistInnen vom Weser Report und der Taz dazu beitragen, das das Thema Leerstand und die Forderungen der Initiator*Innen aufgegriffen werden:

Das Haus am Kirchweg bietet sich an für ein Wohnprojekt . Der Komplex ist wie geschaffen für die Kooperation von Projekten. Hier kann Wohnraum für auf dem Wohnungsmarkt Benachteiligte angeboten werden und gleichzeitig ein selbst-verwaltetes Wohnprojekt entstehen. Das Haus am Kirchweg ist groß genug, das ganz unterschiedliche Menschen unter einem Dach und in lebendiger Nachbarschaft wohnen können.

Der Winter kommt und es wird kalt. Gerade im Winter wird Leerstand richtig teuer. Gerade im Winter ist Wohnungsnot, sind prekäre Wohnsituationen belastend, wenn nicht sogar tödlich.

Bezahlbarer Wohnraum für alle! Wohnen ist keine Ware! Ein gutes Leben für alle weltweit.“ (aus dem Flyer des Orga Teams ZwiGaKo [Zwischen Gastfeldstraße  Kornstaße])

Wilfried Schartenberg
Für die Neustädter Beiratsfraktion Die Linke sachkundiger Bürger im „Fachausschusses Umwelt, Bau und Wohnen, Wirtschaft, Nahversorgung, Gewerbe“ und Mitglied im Bremer Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen


www.ortsamt-woltmershausen.bremen.de/neustadt/fachausschuesse/umwelt-bau-und-wohnen-wirtschaft-nahversorgung-gewerbe-19688

www.diakonie-bremen.de/projekte/menschenrecht-auf-wohnen